Sheraton Pelikan Hotel, Hannover: Wo die Tinte herkam
Sheraton Pelikan Hotel, Hannover: Wo die Tinte herkam

Sheraton Pelikan Hotel, Hannover: Wo die Tinte herkam

Früher Heimat von Pelikan, jetzt ein Hotel: Das Sheraton in Hannover. (c) Sheraton Hannover Pelikan Hotel
Früher Heimat von Pelikan, jetzt ein Hotel: Das Sheraton in Hannover. (c) Sheraton Hannover Pelikan Hotel

Königsblau. Allein dieser Name zeugt von etwas Erhabenem, von Tradition und Unvergänglichkeit. Königsblau ist nicht irgendein Blau. Wenn man in Enzyklopädien schaut, ist es “eine tiefblaue Farbe, besonders ein ins Rot gehendes Blau”. Vor allem aber ist Königsblau jene Farbe, die Generationen von Schülern durch ihre Schulzeit begleitet hat. Der hannoversche Füllfederhalterhersteller Pelikan liefert sie seit vielen Jahrzehnten in Form von Glasfässchen und Plastikpatronen. Und sie endet in Millionen von Schulheften — in Form von Mathematiklösungen, Vokabeln und ganzen Aufsätzen. Königsblau, das ist ein Stück Identität von uns allen. Und es ist auch ein bisschen Identität des Sheraton Hannover Pelikan Hotels.

Pelikans große, neue Fabrik

Die Heimat des Königsblaus lag jahrzehntelang direkt im heutigen Hotel. An der Podbielskistraße im heutigen Stadtteil List eröffnete der Hersteller Pelikan 1894 eine Farbenfabrik neuen Maßstabs, um seine anderen, zu klein gewordenen Produktionsstandorte verlagern zu können. Der Komplex setzte in der damaligen Zeit Maßstäbe: Er galt als größter Stahlbetonbau Deutschlands. Die Fassade wurde sehr aufwendig im Neobarock und Jugendstil errichtet, damit sich der Komplex in die damals noch sehr ländliche Umgebung einfügte. Heute ist Niedersachsens Hauptstadt längst über das Werksgelände hinaus gewachsen. Und auch Pelikan zog vor etlichen Jahren weiter.

1995 kam Sheraton und wandelte weite Teile des Komplexes zum Viersternehotel um. Backsteinflair, ruhige Zimmer etwas abseits der Innenstadt und immer mal wieder ein Star in der Lobby — dafür ist das Haus seitdem bekannt. Tennisgrößen wie André Agassi und Boris Becker kamen, als Hannover in den Neunzigerjahren mehrfach Austragungsort für ein ATP-Turnier war. Musiker wie Madonna, Lady Gaga, Herbert Grönemeyer oder Amy MacDonald standen schon auf der Gästeliste. Vielleicht verbrachten sie ihre Abende in Harry’s New York Bar, der sehr urbanen Hotelbar im früheren Kesselhaus von Pelikan. Vielleicht auch im alten Tintenfasslager, in dem heute das Restaurant Fifth Avenue die Gäste bewirtet.

Der „Tintenturm“ ist zurück

Das Sheraton Hannover strahlt bis heute jene Tradition aus, die Typographiefans beim Griff zu einem alten Pelikan-Füllfederhalter überkommt. Wer durch aus den Fenstern auf das Jugendstilensemble blickt, sehnt sich unweigerlich nach Königsblau. Das sieht inzwischen offenbar Pelikan selbst wieder so. 2003 hatte auch der letzte verbliebene Verwaltungsbereich des Herstellers das Gelände verlassen, nachdem bereits lange zuvor die Produktion ausgelagert worden war. 2017 aber zog es das Traditionsunternehmen zumindest zu einem kleinen Teil zurück zu den Wurzeln. “Tintenturm” nennt es nun einen Bereich des Gebäudes, in dem das Firmenarchiv und ein Showroom eine neue Heimat gefunden haben. Ihre alte Heimat. Michael Pohl

Sheraton Pelikan Hotel Hannover, Pelikanplatz 31, 30177 Hannover, Telefon 0511/90930, www.sheratonpelikanhannover.com

Weitere Hotels mit Vergangenheit finden Sie im Buch „Hotelgeschichte(n) weltweit“ (Conbook-Verlag).