Savoy London: Wo nicht alles mit links gemacht wird
Savoy London: Wo nicht alles mit links gemacht wird

Savoy London: Wo nicht alles mit links gemacht wird

Haus mit Tradition -- und Geschichte: Das Savoy-Hotel in London. (c) Savoy
Haus mit Tradition — und Geschichte: Das Savoy-Hotel in London. (c) Savoy

Das Savoy in London ist in vieler Hinsicht einzigartig – doch das Außergewöhnlichste trägt sich genau genommen vor dem Haupteingang des Hotels zu, nicht im Gebäude selbst: Der Savoy Court, eine Stichstraße der Londoner Straße Strand, ist die einzige Straße im Vereinigten Königreich, in der auf der rechten Seite gefahren wird. Eine Hommage an César Ritz, jenen legendären Hotelier aus der rechts fahrenden Schweiz, der auch das Savoy mit aufgebaut hat? Keineswegs – sondern purer Pragmatismus: Eingeführt wurde diese für Großbritannien seit jeher ungewöhnliche Fahrpraxis vor langer Zeit, damit die rechts im Taxi sitzenden Fahrer vor dem rechts liegenden Hoteleingang ihren Fahrgästen einfacher zum Fußweg hin die Tür öffnen konnten. So viel Service muss sein.

Als es 1889 eröffnet wurde, galt das Savoy als erstes Luxushotel Londons. Es war in vieler Hinsicht wegweisend: Als erstes Hotel der Britischen Inseln wurde es vollständig elektrisch beleuchtet. Es verfügte auch über die ersten elektrischen Aufzüge des Landes und in den Zimmern gab es – für die damalige Zeit durchaus ungewöhnlich – heißes und kaltes Wasser im Bad. Und überhaupt gab es Zimmer mit Bad – auch dies war Ende des 19. Jahrhunderts in Hotels nicht gerade üblich.

Die Nachfrage war groß: Bereits 1904 wurde das Hotel zur Straße Strand hin massiv erweitert. Der bis heute an vielen Stellen sichtbare Art-déco-Stil hielt Einzug. Das Savoy blieb über Jahre Vorreiter in der internationalen Hotellerie. Der 24-Stunden-Zimmerservice, Zimmer mit Klimaanlage, der Pauschalpreis, der alle Extras beinhaltet – all dies soll im Laufe der Zeit hier erfunden worden sein. César Ritz entwickelte im Savoy zudem eine bis heute in guten Restaurants beliebte Praxis: Die besten Tische belegte er dauerhaft mit »Reserviert«-Kärtchen – sollte ein berühmter Gast kommen, so konnte er diesem stets einen der schönsten Tische anbieten und war sich damit der Gunst der feinen Londoner Gesellschaft sicher.

Und die kam zuhauf: Schauspieler, Politiker, Musiker jeglicher Stilrichtung gaben sich im Savoy die Klinke in die Hand. Manchen wurde sogar eine besondere Ehre zuteil: Der französische Koch Auguste Escoffier, so die Legende, habe hier 1892 für die Sängerin Nellie Melba ein besonderes Dessert kreiert: den Pfirsich Melba, jenen halben Pfirsich auf Vanilleeis, Sahne und Himbeerpüree, der noch heute auf den Speisekarten der Welt zu finden ist.

Für 220 Millionen Pfund (rund 270 Millionen Euro) wurde das Savoy, das inzwischen zur Fairmont-Gruppe gehört, von 2007 an grundlegend saniert. Ende 2010 öffnete es wieder – und ist seitdem unter Prominenten wieder so beliebt wie in seinen Anfangsjahren. Die Taxi-Regel hat man auch danach nicht geändert – Tradition ist eben wichtiger denn je.

Dieser Text ist entnommen aus dem Buch „Hotelgeschichte(n) weltweit“ von Michael Pohl. Erschienen im Conbook-Verlag (ISBN 978-3943176469).

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