Berlin vor dem Fall der Mauer. Vom Internet ahnte die Welt noch nichts, neben Telefon waren vor allem Briefe das gängige Kommunikationsmittel, zumindest wenn es über längere Distanzen gehen sollte. Vor allem in West-Berlin war das so, das nicht nur vom Ostteil der Stadt getrennt war, sondern wie eine Insel inmitten der DDR lag. Wie sollte man hier ein sinnvolles Postwesen mit den übrigen westlichen Bundesländern aufbauen? Das erforderte eine ausgefeilte Organisation, verbunden mit einer gewissen Zentralität.
Das größte Postamt seiner Art
Das Postamt SW11 am früheren Anhalterbahnhof wurde zur zentralen Anlaufstelle der Westberliner Post. Alles, das irgendwo im Westteil in einem der gelben Briefkästen landete, gelangte früher oder später hierher, in einen jener Stadtteile, die direkt an die Mauer grenzten. Und von dort weiter in die Bundesrepublik. Diese Funktion war für das Gebäude nicht unbekannt – schon nachdem es von 1933 in zwei Bauabschnitten hochgezogen worden war, diente es als Post. Ganz bewusst hatte man es nah am damals gegenüber liegenden Anhalter Bahnhof geplant, mit dem es über einen Tunnel verbunden war. Es galt zeitweise als weltweit größte Einrichtung seiner Art. Über die Nord-Süd-Linie der S-Bahn war das Postamt mit dem zweiten Verteilungszentrum am Nordbahnhof verbunden.
Der Bahnhof überdauerte den Zweiten Weltkrieg nicht – ein Aufbau wäre durch die Insellage Westberlins mehr oder weniger sinnlos gewesen. Das Postamt hingegen verlor erst nach dem Fall der Mauer seine Funktion. Der neuen, zusammengewachsenen Hauptstadt wurde der unter Denkmalschutz stehende Bau nicht mehr gerecht. Und den neuen Anforderungen an die Briefsortierung ohnehin nicht. Das Postverteilzentrum zog um in den Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Was blieb waren perfekte Räume – zum Beispiel für ein Hotel. 2013 eröffnete der Intercontinental-Konzern in dem Gebäude das Crowne Plaza Berlin Potsdamer Platz. 256 Zimmer und 19 Suiten fanden in dem inzwischen gern als “Post Palais” bezeichneten Komplex Platz. Business Style unweit des Potsdamer Platzes und damit unweit der potenziellen Kundschaft.
Das Restaurant erinnert an die Post
Außen hat sich durch den Umbau nicht viel geändert. Der rote Klinkerbau steht noch, ergänzt wurde er in einem zweiten Bauabschnitt durch einen für die Dreißigerjahre typischen Bau aus hellem Stein, dessen Ecke abgerundet ist und ein Treppenhaus beinhaltet. Heute befindet sich in diesem Bereich der Haupteingang des Hotels. Innen erinnert kaum noch etwas an die aufregende Vergangenheit. Lediglich im Restaurant lebt sie fort: Es trägt den Namen “The Post”.
Crowne Plaza Potsdamer Platz, Hallesche Straße 10, 10963 Berlin, Website
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