Kennen Sie noch das „grüne Band der Sympathie“? Zumindest indirekt sind ganze Generationen von Deutschen mit diesem Slogan der Dresdner Bank aufgewachsen. Das „grüne Band der Sympathie“ prägte über Jahre die Werbeblöcke im Fernsehen, das damals noch lediglich aus ARD, ZDF und den dritten Programmen bestand. Die Tatsache, dass dieses Band nach Frankfurt führte, und nicht etwa nach Dresden, wie es der Name der Bank eigentlich vermuten lassen würde, wunderte niemanden wirklich. Deutschland war zu jener Zeit ein geteiltes Land, das Elbflorenz Dresden lag jenseits der Grenze in der damaligen DDR. Bundesdeutsche Banken hatten ihren Sitz beinahe zwingend in Frankfurt – und haben ihn in vielen Fällen noch heute dort. So wie die wahren Oktoberfeste bis heute in München stattfinden oder Himmelfahrt immer auf einen Donnerstag fällt.
Die Dresdner Bank wandte sich genau genommen schon früh anderen Zielen zu: Im Jahr 1881 zog es das wenige Jahre zuvor gegründete Unternehmen von Dresden nach Berlin. Wie viele andere Banken sah man in überregionalen Geschäften die Zukunft, und dafür musste damals man an der Spree präsent sein, nicht irgendwo in Sachsen. In diesem Fall eine wegweisende Entscheidung: Schon bald übertrafen die Umsätze der Bank in Berlin jene in Dresden, und so verlegte die Unternehmensleitung 1884 selbstbewusst auch die Geschäftsleitung in die Hauptstadt. Juristischer Sitz blieb streng genommen noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg Dresden.
Der erste Schritt war getan, nun aber war in Berlin eine neue, opulente Zentrale notwendig, ein Gebäude, das ein wenig von jenem Stolz ausstrahlen sollte, der die einstige Regionalbank nun prägte. Der Architekt Ludwig Heim schuf ihn zwischen 1887 und 1889 am heutigen Bebelplatz, dem damaligen Platz am Opernhaus. Das Verwaltungsgebäude im Stil der italienischen Renaissance fügte sich gut in die Zeit ein: ein Klotz zwar, aber verziert mit jenen prachtvollen Säulen und kleinen Dreiecksgiebeln, wie sie damals viele Gebäude Berlins prägten. Mehrfach wurde das Gebäude erweitert und aufgestockt, sodass es bis heute zu einem sichtbaren Teil des Bebelplatzes blieb.
Und genau davon können sich inzwischen Hotelgäste überzeugen – in den östlichen Teil des einstigen Hauptsitzes der Dresdner Bank ist 2006 das Hotel de Rome eingezogen, ein Fünf-Sterne-Haus der britischen Nobelmarke Rocco Forte Collection. Dazwischen lagen indes wechselvolle Jahrzehnte für den Prachtbau. Nachdem die Dresdner Bank 1945 aufgesplittet und in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet worden war, verlor auch Heims Unternehmenszentrale ihre Funktion. Von schweren Kriegsschäden gezeichnet, zog nun zunächst die Sozialistische Einheitspartei SED ein und legte den Grundstein für ihre künftige Machtpolitik. Nach der Instandsetzung des Gebäudes wurde es Sitz der Deutschen Notenbank, von 1968 an Staatsbank der DDR. Und das blieb eine ganze Weile so: Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 lenkte die DDR von hier aus ihre Geldgeschäfte.
Nun ist zumindest ein Teil des sorgsam restaurierten Gebäudes als Hotel für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Hotel de Rome hat an vielen Stellen die lange Geschichte des Gebäudes aufgegriffen. Der Spa-Bereich etwa befindet sich im ehemaligen Tresor der Bank. Daran erinnern beispielsweise 15 Zentimeter dicke Stahltüren. Blattgoldmosaike sind in Anlehnung an die einstigen Goldreserven an den Wänden aufgebracht. Im Fußboden des Ballsaals – der einstigen Schalterhalle – befinden sich in einem Mosaik die Namen der einstigen Hauptgeschäftsstellen der Dresdner Bank: Dresden, Bremen, London und Berlin. Und aus den einstigen Räumen der Bankdirektion ist eine Suite geworden – die nobelste des Hotels.
Auch der Name Hotel de Rome birgt übrigens Geschichte: Er erinnert an das frühere Grand Hotel de Rome, das ganz in der Nähe an der Straße Unter den Linden stand. Bis 1910 galt es als eine der renommiertesten Herbergen der Stadt – dann wurde das Gebäude abgerissen. Heute steht an seiner Stelle der Römische Hof. Ein Hotel ist dieser jedoch nicht mehr, stattdessen sind hier Unternehmen eingezogen. Und auch die Dresdner Bank ist Geschichte: 2009 fusionierte sie mit der Commerzbank und ist als Markenname verschwunden. Michael Pohl